Forschung
Zusammenhang zwischen EBV-Reaktivierung und der Entwicklung einer lang anhaltenden COVID-Müdigkeit
5. September 2022
Die anhaltende SARS-CoV-2-Pandemie stellt weltweit ein großes gesundheitliches Problem dar. Bis September 2022 wurden über 600 Millionen Fälle mit über 6,47 Millionen SARS-CoV-2-bedingten Todesfällen gemeldet (WHO-Dashboard, 2. September 2022). Die meisten laufenden Studien und klinischen Versuche konzentrieren sich auf die Krankheitsvorbeugung und die Behandlung der akuten COVID-19. Allerdings entwickeln 1-10 % der zuvor SARS-CoV-2-positiven Patienten Folgeerkrankungen, die als Langzeit-COVID bezeichnet werden. Unabhängig vom Schweregrad der akuten COVID-19-Erkrankung umfassen die Symptome häufig eine lähmende Müdigkeit, Unwohlsein nach der Anstrengung, neurokognitive Störungen sowie Immunstörungen. Die lange COVID-Müdigkeit überschneidet sich teilweise mit der Myalgischen Enzephalomyelitis/dem Chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS). Es wird auch vermutet, dass sich die Langzeit-COVID-Müdigkeit zu einem ME/CFS entwickeln könnte.
Unser Ziel ist es, unser Fachwissen in der ME/CFS-Forschung in ein Long-COVID-Pilotprojekt einzubringen, um den Wissenstransfer zu erleichtern. Unsere Studie konzentriert sich auf die Aktivität des Epstein-Barr-Virus (EBV) bei Long-COVID-Patienten. Das humane Herpesvirus wurde bereits früher mit dem Auftreten von ME/CFS in Verbindung gebracht. Wir vermuten daher, dass eine EBV-Reaktivierung mit dem Auftreten einer postviralen Müdigkeit nach einer SARS-Cov-2-Infektion in Zusammenhang steht. In unserer prospektiven Studie wurden 30 Langzeit-COVID-Patienten und 20 rekonvaleszente COVID-19-Patienten rekrutiert. Plasma-, Stuhl- und Rachenspülproben wurden mindestens 10 Wochen nach der akuten COVID-19-Phase entnommen.
Die Kuratierung und Analyse der Daten erfolgt am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. Die Population der ME/CFS-Patienten wird zunehmen und auch junge Erwachsene umfassen, die einen asymptomatischen Krankheitsverlauf haben und sich ihrer Infektion nicht bewusst sind. Die im Rahmen unseres Projekts gewonnenen Daten werden die medizinische Versorgung von derzeit an ME/CFS erkrankten Patienten unterstützen und gleichzeitig Strategien zur Krankheitsprävention für zukünftige Patienten mit postviraler Müdigkeit liefern.